Bebel Gilberto „All In One“


Bebel Gilberto steht wie eine Diva des Rio de Janeiro der 1960er Jahre auf der Bühne. Ihr eleganter Bossa-Gesang umschwirrt von handgemachten Beats und magischen Electronica. Die Inkarnation einer vergangenen Welt.

Ich stoße Kumpel Thomas an. Der nickt nur, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Das Live-Erlebnis im Kölner Stadtgarten ist lange her. Das war damals im Jahr 2000, als Bebel Gilberto die Welt mit ihrer Sensation von Album „Tanto Tempo“ überrascht hatte. Jetzt, nach den Alben „Bebel Gilberto“ (2004) und „Momento“ (2007) erscheint ihr viertes exquisites Werk „All In One“.

Auf jedem ihrer Alben hat die 1966 in New York geborene Bebel Gilberto klargemacht, was die Quelle ihrer Bossa-Electronica-Magie ist: Sie ist die Tochter der brasilianischen Legende João Gilberto. Dem Gilberto, der gemeinsam mit Antonio Carlos Jobim den Bossa Nova aus dem Samba heraus überhaupt erst entwickelt, ja „erfunden“ hat. Auf dem 1959 erschienen Debut-Album von Jobim spielen sie zusammen „Bim Bom“, eine 2-minütige Komposition. Quasi die DNA des Bossa Nova.

„All In One“ – Katzenpfoten auf Parkett

Ihre Version von „Bim Bom“ bringt Bebel Gilberto auf „All In One“ im Duett mit Jobim-Enkel Daniel. „Bim Bom“ gibt dem Album den magischen Retro-Moment. Da klingelt das Klavier. Da rauscht der Besen über die Snare. Da haucht der Background-Chor. Und es groovt wie Katzenpfoten auf Parkett. Die akustisch instrumentierten „Ela“, „Nossa Senhora“, „Far From The Sea“, „Port Antonio“ und der Opener des Albums „Cacao De Amor“ schließen hier an, eben mit Katzenpfoten-Sounds. Astreinen 60s-Retro-Sound entfacht Gilberto mit ihrem Stevie-Wonder-Cover „The Real Thing“. Mehr von ihrer Electronica-Lounge Seite, immer verwoben mit einer fetten Dosis Retro, gibt Gilberto in Bob Marleys „Sun Is Shining“ und dem Titelsong „All In One“ preis. Der Party-Bossa „Chica Chica Boom Chic“ ist Bebels Hommage an die brasilianische Star-Sängerin Carmen Miranda.

Mark Ronson hat mitgemischt

Der hippe, exquisite und immer entspannte Retro-Sound des Albums ist erneut ein Werk von einer langen Liste an Unterstützern. Schaut man in die Produzenten-Liste, wird klar, welche Klasse da mitgemischt hat: Da stehen Mark Ronson, der den Sound von Amy Winehouse geprägt hat, Mario Caldato Jr., der für die Beastie Boys gutes Sound-Werk vollbracht hat; Daniel Jobim, Carlinhos Brown und, neben weiteren, Didiê Cunha – den hat Bebel Gilberto direkt geheiratet.

Norah Jones? Bebel Gilberto!

Und so genieße ich vom ersten bis zum dreizehnten Track Bebel Gilbertos „All In One“. Der Stress des Tages fällt ab. Ich bin bester Laune. Und es kommt mir folgendes Bild in den Sinn: Wo Norah Jones mit ihrem neuen elektrischen Sound auf „The Fall“ in Langeweile baden geht, kommt Bebel Gilberto aus den Wellen und legt sich mit aufregender Eleganz an den goldenen Strand.

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